Die Welt entdecken, wenn man zu Hause (übergangsweise) ausziehen muss – unter dieses Motto hat das Modern Sound[s] Orchestra (MSO) das Herbstkonzert am 13. September 2025 in „seinem“ Forum der Bertolt-Brecht-Gesamtschule Seelze gestellt. Denn während der zweijährigen Umbau- und Renovierungsphase musste das sinfonische Blasorchester außerhalb Seelzes proben und konzertieren. Nun ist es wieder in seinem „Wohnzimmer“ angekommen.
„Es fühlt sich tatsächlich wie ein Nach-Hause-Kommen an“, unterstrich Dirigent Henning Klingemann. So empfand es auch das Publikum, das „sein“ Orchester zahlreich „zu Hause“ empfing. Mit fulminantem Applaus begleiteten die Besucher:innen das Konzert, denn auch sie erlebten das MSO in der Vergangenheit ja nur auswärts. Die Erlebnisse des Orchesters während der „heimatlosen“ Phase in der weiten Welt bildeten dabei den dramaturgischen roten Faden für das Programm.
Nach „Cortège champêtre“ – in der Fassung von Miguel Etchegoncelay, der erst im Mai als Gast das MSO dirigierte – brachte die „Carmen-Suite“ mit den bekanntesten Nummern aus George Bizets Oper spanisches Flair nach Seelze. Ein Crossover aus argentinischem Tango und barocker Fuge gab es in „Fuga y Misterio“ von Astor Piazzolla. Im Anschluss sorgten die kontrastreichen „Armenischen Tänze“ von Alfred Reed für große Begeisterung. Nicht nur wegen der Musik, sondern auch weil sie im Online-Voting der Social Media-Follower:innen im Vorfeld zum Wunschstück ins Programm gewählt worden waren.
Nach der Pause steigerte sich die Spielfreude noch mit dem schwungvollen Paso doble „Yakka“, bevor das MSO mit dem leidenschaftlichen „Danzón No. 2“ weiter nach Mexiko reiste, wo schwüle Hitze und temperamentvolles Tanzen klanglich spürbar wurden. Dass die (Tanz-)Musik Brasiliens mehr als nur die Samba bereithält, stellten die „Miniatures Brasileiras“ unter Beweis, in denen verschiedene Stile zwischen Copacabana und Amazonas erklangen. Den mitreißenden Schlusspunkt setzte ein Medley mit den „Highlights aus Riverdance“, bei dem im Publikum regelrecht die Füße für eigene Stepptanz-Einlagen zuckten.
Die Freude über die Rückkehr in die Bertolt-Brecht-Gesamtschule war spürbar: Trotz der noch sichtbaren Baustellenatmosphäre im Forum wurde das Konzert von den Zuhörenden mit Standing Ovations und dem Einfordern dreier Zugaben gefeiert. Erst nach der Obentraut-Hymne „A Hero’s Tale“ wurden die 60 Musiker:innen schließlich von der Bühne gelassen – ein Zeichen dafür, dass das Orchester in Seelze vermisst wurde und alle dankbar sind, dass es wieder für Seelze da ist.
Und für Seelze da bleibt: Das traditionsreiche Neujahrskonzert ist bereits für den 17. Januar 2026 fest im Kalender notiert. Ebenfalls zu Hause.
(ja)